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World Cup Kayseri, Türkei (25.8.-1.9. 2007)

 
 

In den letzten 3 Jahren meiner Wettkampfkarriere bin ich viel in der Welt rumgekommen. Türkei stand jedoch zum ersten Mal auf meinem Reiseplan. Noch vor der Abreise habe ich nach Wetter geschaut und die Prognosen der Wetterdienste ließen auf einen guten Wettbewerb hoffen.

Nachts angekommen, wurden wir von zahlreichen Helfern in die eher schlicht eingerichteten 4 Personen-Zimmer des Studentenwohnheimes der Erciyes Universität in Kayseri, eingeteilt. Schon um 5 Uhr morgens war der erste Weckdienst aktiv. Der Dienstsänger der in der Nachbarschaft gelegen Moschee musste wohl erfahren haben, dass die sonst um die Jahreszeit unterbesetzte Universität frisch befüllt wurde und gab sich am Samstag ganz besonders viel Mühe um alle auf die Beine zu stellen. Die Reisemüdigkeit half wieder einzuschlafen.

Um 7 h  wurde die Sonne, die durch die offenen, gardinenlosen Fenster reinschaute, so aufdringlich, dass es wirklich nicht mehr ging. Na gut, schließlich sind wir hier zum fliegen. Mit Mühe suche ich nach einem Bad für Frauen. Erfolglos. Auch die Toiletten sind monogam. Da muss ich wohl durch. Ich bin ja einiges gewöhnt.
Um 9 h steht ein Bus bereit, die Piloten zum Einkaufen zu fahren. Ein netter Service. Danach erfahre ich, dass man in der Kantine frühstücken kann. Das sind schon mal gute Aussichten. Man wird nicht verhungern müssen.

Um elf fahren wir endlich zum Trainingsflug. Am Startplatz angekommen wurde mir klar, dass es kein langer Flugtag sein wird. Im grad noch erkennbaren Gebirge türmten sich schon riesige Wolken auf. Aber zum kennen lernen des Startplatzes war es schon mal nicht schlecht einen kurzen Flug zu machen.
Abends bei der Eröffnungszeremonie ließ, die bis dahin voll gewachsene Gewitterzelle, es richtig krachen und zerstörte die so liebevoll vorbereitete, fast schon Hochzeitsatmosphäre, der Feier.

Am ersten Tag des World Cups gab es keine große Abweichung  der Weck-Prozedur. Und die Quellwolken, die sich schon am frühen Morgen um den imposanten 3.917 m hohen Erciyes Vulkan bildeten, versprachen keinen langen Task. Es wird eine 58 km lange Aufgabe ausgeschrieben. Da die Ausmaße der Gewitterzelle immer größer werden, entscheiden die Organisatoren den Lauf zu stoppen, bevor der erste Pilot das Ziel erreicht hat.
Dank der neuen PWC Regel, die besagt, dass der Durchgang gültig ist, wenn 20 Piloten mindestens 30 km oder 1:30 h Flugzeit nach Startzeit erreicht haben, wurde der Task voll bewertet. Stefan Wyss (CH) flog am weitesten und holte den Tagessieg. Bei den Damen wurde ich (Ewa Wisnierska – GER) erste. Da keiner im Ziel war, wurde der erste Tag für die Meisten zum Abenteuer, bei dem es auf verschiedenste Arten um die Rückfahrt ging. So lernt man das Land aber am besten kennen und sammelt die meisten  Erinnerungen. Als Belohnung für den Tag wurde ich in das „Mädchengebäude“ umgesiedelt. Wie es sich rausstellte, waren Frauen und Alkohol in meinem bisherigen Haus, verboten.

Montag brachte keine Änderungen. Nur, dass die Busse schon um 9:30 zum Start fuhren. Erstaunlich, dass das Task-Commitée 70 km vorgibt. Schon kurz nach dem Start beginnt der Flug sich in ein Rennen vor der Abschattung um zu wandeln, das die Meisten leider verlieren. Der Führungspulk zahlt dafür mit einem gemeinsamen Absaufen und als einziger erreicht Andreas Malecki (GER) das Goal. Bei den Damen kommt Keiko Hiraki (JAP) am weitesten.
Einen zusätzlichen großen Schatten warf die medizinische Versorgung auf den Event. In dem Notfallhubschrauber, der zu einer Rückenverletzten kam, war leider weder ein Mediziner noch eine Trage.

Der dritte Tag erinnert irgendwie an den Film „Und täglich grüsst das Murmeltier“. Viel Abwechslung bietet die 700.000 Einwohner Stadt nicht. Tausende von Hochhäusern und Moscheen, eine der größten Universitäten und einen Flughafen. Keine Klubs, kein Nachtleben, in Cafés und Restaurants bekommt man nicht mal Bier zum Essen. Nun, andere Länder, andere Sitten.
Wieder große Wolken schon am Vormittag und der Wettermann sagt, wie jeden Tag, es soll keine Gewitter geben. Nur langsam glaubt es keiner mehr. 77 km werden auf das Taskboard geschrieben. Und wieder wird versucht das Unmögliche möglich zu machen. Der Lauf wird zu spät gestoppt und die Piloten, die 30 Minuten nach dem Gewinner – Chriegel Maurer, noch versuchen runter zu kommen, müssen alle Manöver des Sicherheitstrainings und Rückflug -Techniken zum Beweis bringen. Die Beste Dame wurde Anja Kroll (CH).

Mittwoch. Die Veranstalter versuchen einen sicheren Lauf zu gestalten und reduzieren die Strecke auf 57 km. Wie üblich geht es vom Startberg mit dem Wind Richtung Süd-Osten über das trockene Flachland zu der nächsten Hügelkette. Diesmal wird aber nicht weiter mit dem Nord-West-Wind geflogen, sondern ein Stück zurück. 80 Piloten erreichen das Ziel. Andy Aebi (CH) und Klaudia Bulgakow (PL) holen den Tagessieg. Endlich hat es abgetrocknet und der Tag wurde nicht von Gewittern beendet.

Die Wetterbesserung setzt sich fort und am Folgetag kann eine schöne 95,6 km lange Aufgabe gestartet werden. Richtig gute Steigwerte und Wolken, die das Herz jeden Fliegers schneller schlagen lassen, machten den fünften Wettbewerbstag zum Höhepunkt der Woche. Die zweite Hälfte der Strecke ohne Wendepunkte, überließ viele taktische Freiheiten, was den Flug noch spannender machte. Es wurden auch unterschiedlichste Routen geflogen und wie meistens, war die direkte am schnellsten. Bewiesen hat es Alijaz Valic (SLO), der den Tagessieg feiern konnte. Bei den Damen durfte ich es wieder feiern.

Die Überlebens-Prüfung setzt sich langsam auch in anderen Bereichen fort. Die köstliche, türkische Küche bekommt nicht jedem. Nachdem einige Piloten auf Magenbeschwerden klagen, nimmt es bei dem Scorekeeper, Christian Quest, ernsthafte Ausmaße, so dass er im Krankenhaus landet und die Welt sich 2 Tage lang auf die Ergebnislisten gedulden muss.

Der sechste Tag in Folge fängt mit wolkenlosem Himmel an. Doch beim Briefing werden Windwerte vorhergesagt, die die Entscheidung für einen Task schwer zu fällen machen. Nach langem Warten wird ein 50 km Race gestartet. Leider bestätigt sich die Windprognose und das Fliegen wird sehr anspruchsvoll. Die Dritte Boje stellt sich als Knackpunkt aus, da viele kurz vorher rückwärts fliegen und den Wendepunkt nicht erreichen. Danach geht es mit Rückenwind zum Ziel, das Radek Vecera (CZ) als erster erreicht. Bei den Damen gelingt es nur Anja Kroll, die sich damit 24 Punkte vor mir und 54 vor Klaudia Bulgakow auf dem ersten Rang platziert.
In der Overall-Wertung dominieren Valic Brüder das Podium: Urban auf Platz 1. vor seinem Bruder Alijaz und Stefan Wyss.

Da laut den Regeln nach 6 Tasks der Wettbewerb zu Ende ist, wurde am letzten Tag ein Ausflug in das Naturwunder Kapadokya organisiert. Die zauberhaften Tuffstein-Landschaften mit unterirdischen Städten und Höhlenkirchen gehören sicher zu eindrucksvollsten Erinnerungen meines ersten und sicher nicht des letzten Besuches in der Türkei.

„Birdy“
Ewa Wisnierska

     
   

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